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Büchertipps / Rezensionen



Titelbild
Zygmunt Bauman:

Verworfenes Leben
Die Ausgegrenzten der Moderne

Eine Globalisierungs-Analyse, die den richtigen Weg zwischen Ökonomie, Philosophie und Poststrukturalismus findet




Es gibt vermutlich wenige Philosophen, die eine kritische linke Position mit postmodernen Erkenntnissen so widerspruchsfrei zu verbinden verstehen, wie Zygmunt Bauman es mit „Verworfenes Leben“ gelungen ist. Die „Ausgegrenzten der Moderne“, das sind die Menschenmassen in allen Gesellschaften, die von einem gesättigten und an seine Grenzen stoßenden Kapitalismus ausgestoßen und als „überflüssiger“ menschlicher „Abfall“ (Bauman) aus Gesellschaft und Wirtschaft verstoßen werden, ohne dass je Hoffnung bestünde, wieder aufgenommen zu werden. Bauman verbindet den sozialkritischen Vorwurf, der Kapitalismus sei nicht in der Lage, die sozialen und auch ökologischen Probleme der Menschheit zu lösen, mit einer fundamentalen Kritik an Prozessen der Ausgrenzung, seien sie sozialpolitisch (wie die rot-grüne Agenda 2010), seien sie räumlich (wie die Abriegelung von Villenvierteln gegenüber der Außenwelt oder die Ghettoisierung der Armen) oder seien sie moralisch (wie die Ideologie des „Jeder kann es schaffen“).

Baumans These trifft genau den legitimen Kern moderner Globalisierungskritik. Er beschreibt Verelendung und „Überflüssig-Machung“ von Menschen nicht als unschöner, aber im Grunde zu überwindender Nebeneffekt fehlgelaufener kapitalistischer Verwertungsprozesse. Soziales Elend ist nicht durch guten Willen und etwas mehr soziales Bewusstsein zu beheben. Vielmehr zeigt Bauman, dass kapitalistische Modernisierung die genannten Effekte in ihrer ökonomischen Rationalität notwendig mit sich bringt. Eine Welt, die als ganze von ihr erfasst ist, kann die freigesetzten, ausgegrenzten, verelendeten und entwurzelten Menschen nicht mehr auffangen. Die zunehmende Repression gegen Ausgegrenzte und Oppositionelle (weit über den „Krieg gegen den Terror“ hinaus) sowie gegen Flüchtlinge ist nicht mehr als eine Reaktion auf die Unmöglichkeit, zerfallende Gesellschaften wieder zu integrieren.

RezensentIn: Jan Peter Althoff

Erschienen bei Hamburger Edition 2005, 20,00 Euro.


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