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Büchertipps / Rezensionen



Titelbild
Andrea Röpke:

Retterin der weißen Rasse
Rechtsextreme Frauen zwischen Straßenkampf und Mutterrolle

Die Broschüre liefert einen eindringlichen Einblick in die Rolle und Funktion, die Frauen in der rechten Szene innehaben




Das folgende Zitat vermag die Problematik, mit der sich die hier besprochene Broschüre auseinandersetzt, einführend verdeutlichen:

„Herausnehmen möchte ich unsere Frauen, die im Stillen Unglaubliches geleistet haben. Das fing an von der Bewirtung und dem Gutzureden unserer Kameraden und Kameradinnen, die aktiv draußen im Wahlkampf standen. Und das hörte auf beim Wäschewaschen für die Kameraden.“ (Der NPD-Fraktionsvorsitzende in Mecklenburg-Vorpommern, Udo Pastörs, am Wahlabend, 17.09.2006)

Trotz solch zweifelhafter Kommentare zieht der rechte Sumpf immer mehr Frauen an. So stieg beispielweise der Frauenanteil in der NPD binnen 9 Jahren um satte 10 Prozentpunkte auf nun 28 Prozent. Und dennoch sind Frauen in den höheren Positionen innerhalb der rechtsextremen Organisationen eindeutig unterrepräsentiert. In den vier Landtagen, in denen DVU oder NPD vertreten sind, befinden sich lediglich drei weibliche rechtsextreme Abgeordnete. Dem gegenüber stehen 18 männliche Abgeordnete.

Aber wie steht es allgemein um das Bild der Frauen innerhalb der rechten Szene? Eine Antwort auf diese Frage bietet die neueste Broschüre der Journalistin Andrea Röpke. „Retterin der weißen Rasse“ erschien letztes Jahr bei der Bildungsvereinigung Arbeit und Leben Niedersachsen (ARUG).

Die Rolle der Frau innerhalb der rechten Szene zeichnet sich durch einen ausschlaggebenden Widerspruch aus, der im Mittelpunkt der Arbeit steht. Auf der einen Seite wollen viele Frauen mehr Engagement für den politischen Kampf zeigen und sich auch für höhere politische Positionen empfehlen. Auf der anderen Seite sind sie dem ständigen Druck ausgesetzt, ihrer Hauptverantwortung nachzugehen. Diese wird eindeutig in der Sorge um den "Erhalt der weißen Rasse" gesehen. Der Widerspruch spitzte sich aufgrund des demographischen Wandels und der aufkommenden Emanzipation innerhalb der rechten Szene erheblich zu und artet nicht selten in ernste Streitigkeiten zwischen rechten Männdern und Frauen aus. Weigert sich eine Frau Kinder in die Welt zu setzen, so mache sie sich im „schwersten Maß mitschuldig am Untergang des eigenen Volkes“.

Es tut sich jedoch einiges in der Szene. Ende 2000 gründete sich die „Gemeinschaft Deutscher Frauen“ (GDF). Die Klientel der Organisation sind weniger rechte Skingirls oder Hardcore-Straßenaktivistinnen, sondern eher politisch interessierte Mütter und junge unerfahrene Frauen. Die GDF gilt bei männlichen Neonazis als unangreifbar, da einige der Mitglieder Partnerinnen von NPD-Funktionären sind. Die Frauen wollen sich nicht für Emanzipation einsetzen, sondern berufen sich auf das „Gesetz der Natur“, welches auf die „natürliche Rolle“ der Frau als Mutter und Ehefrau hinausläuft.

Ein Kapitel befasst sich die Autorin mit den „weiblichen Pionieren“ der Rechtsextremen nach 1945. Neben der „stillen Helferin“ Adelheit Klug wird unter anderem auch die eher rechtskonservativ einzuordnende Christa Meves vorgestellt. Der Name der Kindertherapeutin, Autorin zahlreicher Bücher und Mitherausgeberin des „Rheinischen Merkurs“ dürfte vielen geläufig sein. Ihrer Meinung nach hat die Frau ein „natürliches Bedürfnis nach Unterwerfung“. Sie behauptet auch, dass die 68er Generation nicht nur für „Kriminalität und Drogenkonsum der Jugend“ verantwortlich sei, sondern auch für das „sexuelle Kinderschändertum“, da dieses eine Folge der sexuellen Befreiung sei. Des Weiteren bezeichnet sie den weiblichen Orgasmus als einen Rückschritt für die Frauen in die infantile Sexualität. Ihre Bücher zählen übrigens zur offiziellen Literatur an Fachhochschulen für Sozialwesen.

Weitere Beachtung finden die wenigen Frauen in NPD-Spitzenfunktionen, die völkischen und neuheidnischen Gruppen mit höherem Frauenanteil und die Frauen in der Kameradschaftsszene.

Andrea Röpkes Broschüre zeichnet sich durch eine gewohnt gut recherchierte Arbeit aus, bei der der Leser über ein von Journalistinnen und Journalisten oft unterschätztes Thema ausführlich informiert wird. Die Sprache ist einfach, die Fakten sind eindringlich, der Umfang überschaubar (130 Seiten) und der Preis sehr günstig (bezahlt wird lediglich eine Art Aufwandsentschädigung).

Der langen Rede kurzer Sinn: Der interessierte Leser und die interessierte Leserin werden sich freuen.

RezensentIn: Sebastian Friedrich

Erschienen bei Bildungsvereinigung Arbeit und Leben Niedersachsen (ARUG) 2006, 5,00.


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