Curious George Brigade:
DIY
Von Anarchie und Dinosauriern
Das Buch stellt das Aktionskonzept "Do it yourself" (DIY) vor - eine der neuesten und spannendsten Strömungen im Anarchismus
Der Begriff "Do it yourself" (DIY) ist den meisten Menschen, die in Freiburg wohnen, seit den Auseinadersetzungen um das gleichnamige Camp ein Begriff. Doch was DIY inhaltlich bedeutet, ist den wenigsten bekannt. Zu diesem Themenkomplex wurde vor Kurzem das Buch "DIY - Von Anarchie und Dinosauriern " von "More Than Just Music Brigade" veröffentlicht. DIY ist nämlich viel mehr als der Name eines Festivals, mit diesem Begriff bezeichnet man vielmehr einen der neusten und aktivsten Strömungen im Anarchismus.
Es ist jedoch relativ schwer zu sagen, was DIY ist: es gibt kein Manifest und auch kein festes Theoriegebäude. Es gibt nur einen Grundsatz, dem alle DIY'ler wohl zustimmen: dass jeder sich selbstständig entwickeln und sich auch selbst seine theoretischen Grundlagen erarbeiten soll. Dies hat sowohl negative wie auch positive Folgen. Auf der einen Seite führt dies zu einem hohen Maß an Selbstständigkeit. Das ist gerade angesichts der negativen Erfahrungen mit zentralistischen, autoritären Parteien und anderen linken Organisationen sehr wichtig. Auf der anderen Seite führt die fehlende gemeinsame theoretische Grundlage gelegentlich zu einer inhaltlichen Beliebigkeit. So tummeln sich unter dem Begriff DIY Nachbarschaftsprojekte, Anarcho-Primitivisten, Anarcho-Punks und -Hippies. Kennzeichnend für DIY ist auch ihr idealistischer und voluntaristischer Ansatz.
Ihr Idealismus drückt sich zum Beispiel darin aus, dass ihre Gruppen genauso aufgebaut sein sollen wie eine zukünftige, erstrebenswerte Gesellschaft. Hier wird zum Teil direkt an ältere anarchistische Strömungen angeknüpft. Gustav Landauer vertrat zum Beispiel auch die Meinung, dass Gruppen mit einem anarchistischen Inhalt auch nur nach anarchistischen Prinzipien organisiert werden sollen.
Der Voluntarismus der DIY-Bewegung wird in der Idee deutlich, dass man nicht auf eine revolutionäre Situation warten, sondern schon jetzt anfangen soll, Revolution zu machen. Hierbei gelte es zuerst im Kleinen aus der kapitalistischen Gesellschaft auszubrechen, und wenn das jeder für sich mache, wäre man ja in einer anarchistischen Gesellschaft. Deshalb gilt für manche DIY'ler auch Häuserbesetzen oder Trampen als revolutionär.
In dem Buch wird auf diese einzelnen Punkte in verschieden Aufsätzen eingegangen, die durchgehend leicht zu lesen sind. Dieses Buch ist wichtig, um die DIY-Bewegung kennen zu lernen und gegebenenfalls zu kritisieren. Kritik am DIY gibt es in dem Buch leider sehr wenig. Nur im Schlussaufsatz werden von den Übersetzern einige Positionen der vorherigen Aufsätze kritisiert. Kritik wäre meines Erachtens am Voluntarismus und dem reinen Idealismus des DIY notwendig. Doch es gilt auch zu betonen, dass der undogmatische, auf Selbständigkeit aufbauende Ansatz des DIY's vielversprechend ist.
RezensentIn: Meyler, Sebastian
Erschienen bei Unrast-Verlag 2006, 12,00 Euro.
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