Christian Dornbusch/ Hans-Peter Killguss:
Unheilige Allianzen
Black Metal zwischen Satanismus, Heidentum und Neonazismus
Rechte Ideologien halten Einzug in ehemals eher linke oder unpolitische Subkulturen wie beispielsweise die Metal-Szene
Noch Anfang der 1990er Jahre schien alles klar: Die Rechten hatten in der Skinheadszene eine dominante Stellung, wer rechts und jung war, wurde Skinhead. Die anderen Jugendkulturen waren entweder unpolitisch oder links. Dies galt zum Beispiel für die Punk- und Hiphop-Szene, aber auch die Metalszene verstand sich zum Großteil als unpolitisch oder eher links.
Seit längerem gibt es jedoch die Entwicklung, dass Nazis versuchen, jenseits der Skinheadszene Fuß zu fassen. Der Grund hierfür ist, dass die Rechtsextremen gemerkt haben, dass der Skinhead-Style nicht gut ankommt. Meistens wird er als dumpf, ungebildet und gewalttätig empfunden. Potentielle Wähler und Sympathisanten empfinden dies als abstoßend, und auch Jugendliche empfinden den Skinheadstil als "uncool". Wenn sie weitere Jugendliche für sich gewinnen wollten, mussten die Rechten ihr Styling also ändern und versuchen, in verschiedenen anderen Jugendkulturen Einfluss zu gewinnen. Beispiele hierfür sind der Hatecore, eine rechtsextreme Variante des eigentlich linken Hardcore, das rechte Hiphop-Projekt N-soundz und zahlreiche rechte bis rechtsextreme Metalbands. Auf die rechtsextremen Ansätze innerhalb der Metalszene gehen Christian Dornbusch und Hans-Peter Killguss in ihrem Buch “Unheilige Allianzen” ein.
Im ersten Kapitel wird die Geschichte des Black Metal ausführlich dargelegt. Dies ermöglicht auch jenen einen guten Einstieg, die sich noch nicht dieser Musikrichtung auseinandergesetzt haben. Im nächsten Kapitel zeigen die Autoren, welche verschiedenen Motive im Black Metal vorhanden sind und welche Anknüpfungspunkte für rechte und rechtsextreme Bands sich aus diesen ergeben. Ein Motiv im Black Metal ist zum Beispiel die Ablehnung des Christentums und die Verherrlichung des Heidentums. Hier finden die esoterischen Rechten mit ihrer Hetze gegen das “verjudete” Christentum natürlich Anklang.
Im dritten Teil des Buches geht es um offen rechtsextreme Bands in der Metalszene. Hierbei wird besonders auf die aus Sondershausen stammende Band "Absurd" eingegangen. Die Band kam im Jahr 1992 in die Medien, nachdem die erst 15 Jahre alten Bandmitglieder einen ihrer Mitschüler getötet hatten; sie taten dies, um ihre authentische Bösartigkeit zu beweisen. Sie bereuten den Mord nicht, auf dem Cover ihres Albums “ Thuringian Pagan Madness” war der Grabstein ihres Opfers abgebildet. Kaum 1 Monat aus dem Gefängnis entlassen, gab der Bandsänger Hendrik Möbus im Jahre 1998 ein Konzert. Bei diesem stand er mit einem T-Shirt, auf dem ein SS-Totenkopf abgebildet war, auf der Bühne und zeigte mehrmals den Hitlergruß. Die Security des Konzertes bestand aus Mitgliedern der Militanten Hammerskins. Möbus war einer der wichtigsten Persönlichkeiten im rechtsextremen Metal in Deutschland. Er war auch Mitbegründer und "Reichsführer" der Deutschen Heidnischen Front (D.H.F.) Die D.H.F. wollte die "Völker" Europas in ein "Großgermanisches Reich" zusammenführen und die "artfremde" christliche Religion abschütteln.
Anschließend geht das Buch auf die verschiedenen rechtsextremen Metalszenen weltweit ein. Hierbei wird deutlich, dass die heutigen Nazis sich international organisieren, um ihre menschenverachtende Ideologie zu verbreiten und Hass zu propagieren.
Das Buch ist sprachlich und inhaltlich sehr gut lesbar. Den Autoren gelingt es, einen Überblick über die rechtsextreme Metalszene zu geben, ohne die gesamte Metalszene als rechtsextrem zu verurteilen. Das Buch verdeutlicht nachdrücklich, wie wichtig es ist, in den verschiedenen Szenen ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass rechte Tendenzen nicht tolerierbar sind und es nicht egal ist, welchen Inhalt ein Lied transportiert. Es gilt, die AntifaschistInnen und Linken in der Metalszene zu unterstützen. (Ein gutes Beispiel hierfür ist die Kampagne "Turn it down", www.turnitdown.de.
RezensentIn: Sebastian Meyler
Erschienen bei unrast-Verlag 2006, 18,00 Euro.
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