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Büchertipps / Rezensionen



Titelbild
Pierre-Michel Menger:

Kunst und Brot
Die Metamorphosen des Arbeitnehmers

Moderne Lohnarbeit wandelt sich grundlegend - Pierre-Michel Menger liefert eine kurze soziologische Interpretation dieses Wandels




Von den "weichen", eher spekulativen, zu den harten, empirisch untermauerten soziologischen Fakten: Pierre-Michel Menger hat, ausgehend von den monumentalen Untersuchungen zum "Neuen Geist des Kapitalismus" von Boltanski / Chiapello (UVK, 2003) , eine kurze theoretische Analyse des Künstlerarbeitsmarktes erstellt. Vor allem interessieren ihn, wie die Kunstproduktion als Experimentierfeld der Flexibilität funktionieren und – ist das Feld einmal abgesteckt – in den allgemeinen Arbeitsmarkt übertragen werden.

Es wäre tatsächlich seltsam gewesen, würde dieser in der von Franz Schultheis in der Reihe édition discours herausgegebenen Band, nicht völlig neue Sichtweisen auf eine eher idealisierte Schattenwelt des künstlerischen Schaffens werfen würde. Das streben nach Originalität und Authentizität, den eigenen, unverwechselbaren Arbeitsstil, im Kulturbereich die erstrebenswerte Ideale überhaupt, werden nun kategorisiert, in "Schulen" und Richtungen eingeordnet, sowie von der Kritik mit nicht immer fairen Bewertungskriterien taxiert. Die so inszenierten spektakulären Ungleichheiten, die Superstars und die Nebenrolle, Star- Modell und eher Durchschnittstyp, sind für Menger das Ergebniss eines gnadenlosen Konkurrenzkampfes in der Film-, Musik-, Literatur- und bildenden Kunst-Branche. Die eklatanten Unterschiede der Gagen und der Arbeitsbedingungen werden in diesen Bereichen so wenig in Frage gestellt, wie sonst nirgendwo. Das hat natürlich Gründe: Die zeitlich befristete Künstlerarbeit hat sich immer weiter aufgespalten, während der Wettbewerb zwischen einer wachsenden Zahl an Künstlern immer schärfer wird. Die Zahlen des französischen Arbeitsmarktes, die der Autor aus einer Studie von Coulangeon / Rannou / Rohanik präsentiert, sprechen eine deutliche Sprache. Es ist allerdings nicht so, dass dies dort nicht erkannt wird. Wer die Interviews mit der amerikanischen Band THE MAKE UP (a.k.a. WEIRD WAR) verfolgt hat, weiß worum es geht. Ihr Sänger schreibt übrigens gerade ein Buch zu seiner Texas Instrument Calculator-Theorie. Pierre-Michel Menger dürfte dies gefallen.

RezensentIn: Adi Quarti

Erschienen bei Universitätsverlag Konstanz 2006, 14,90 Euro.


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