Thorsten Schulten/ Reinhard Bispinck/ Claus Schäfer (Hg.):
Mindestlöhne in Europa
Dieser Band bietet eine umfassende Analyse der vielfältigen Erfahrungen mit Mindestlöhnen in Europa und den USA
Seit einiger Zeit wird in Deutschland über die Einführung eines gesetzlichen Mindestlohnes diskutiert. Unter den Gewerkschaften setzen sich vor allem ver.di und die NGG hierfür ein. Thorsten Schulten, Reinhard Bispinck und Claus Schäfer haben mit ihrem Sammelband Mindestlöhne in Europa einen 308 Seiten umfassenden Sammelband vorgelegt, der sich ausführlich mit Mindestlohnregelungen auseinandersetzt.
Wer es eilig hat, kann sich anhand des ersten und des letzten Beitrags über das Thema Mindestlohn einen Überblick verschaffen. Der erste Text von Thorsten Schulten gibt einen internationalen Überblick über gesetzliche und tarifvertragliche Mindestlohnregelungen in Europa. Im Schlussaufsatz befassen sich Reinhard Bispinck und Claus Schäfer mit Ausmaß und Struktur des Niedriglohnsektors in Deutschland und zeichnen die deutsche Mindestlohn-Debatte
nach. Wer mehr Zeit hat und sich umfassend mit dem Für und Wider von Mindestlohnregelungen auseinandersetzen will, der sollte auch den einen oder anderen der zehn weiteren Texte lesen. In diesen wird detailliert auf die jeweilige Mindestlohnregelung in ziemlich allen europäischen Ländern eingegangen, zum Teil werden auch Ländergruppen (z.B. BeNeLux, Mitteleuropa und Skandinavien) behandelt. Die Autoren behandeln den historischen Hintergrund der Einführung und die Entwicklung der jeweiligen Mindestlohnbestimmungen. Alle Beiträge enthalten viel empirisches Material und sind gut lesbar geschrieben – dies gilt auch für die übersetzten Aufsätze.
Insgesamt ist den Herausgebern ein überzeugendes und wissenschaftlich fundiertes Plädoyer für die Einführung eines gesetzlichen Mindestlohnes in Deutschland gelungen: Im besten Fall, nämlich dann, wenn der Mindestlohn eine angemessene Höhe aufweist, kann ein gesetzlicher Mindestlohn Armut trotz Arbeit verhindern. Außerdem wird das häufig zu hörende Argument, durch Mindestlöhne würden Arbeitplätze im unteren Einkommenssegment vernicht, in diesem Sammelband klar widerlegt. Es bleibt zu hoffen, dass das Buch die Mindestlohn-Diskussion in Deutschland positiv beeinflussen kann.
RezensentIn: Kai Eicker-Wolf
Erschienen bei VSA 2006, 17,80 Euro.
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