Joel Rosenman/ John Roberts/ Robert Pilpel:
Making Woodstock
Das legendäre Festival und seine Geschichte (erzählt von denen, die es bezahlt haben)
Vor 40 Jahren fand das legendäre Festival statt. Zeit eine Bilanz zu ziehen, offene Fragen zu beantworten oder sich einfach nur unterhalten zu lassen.
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Woodstock wird im August vierzig Jahre alt, für die Macher des Festivals eine gute Gelegenheit Bilanz zu ziehen. Making Woodstock heißt ein gerade erschienenes Buch von orange press, dessen amerikanische Originalausgabe bereits 1975 erschien, deshalb durch die geringe Distanz von nur fünf Jahren auch nicht zu verklärend wirkt. Jeder weiß natürlich, dass in Woodstock, im Norden des Bundesstaats New York gelegen, niemals ein Festival stattfand, sondern nach einigen Hin und Her schließlich in einer Gegend die White Lake genannt wird, in der Nähe des Ortes Bethel.
Am Anfang stand eigentlich nur die Idee einiger junger Leute, die es über eine Erbschaft zu einem beträchtlichen Vermögen gebracht hatten, in Woodstock, wo sich einige damals sehr angesagten Rockstars wie Bob Dylan, Tim Hardin und The Band niedergelassen hatten, ein Tonstudio einzurichten. Über eine Konzert- GmbH, Woodstock Ventures, sollte dafür ein Festival in nur sechs Monaten organisiert werden. Der Veranstaltungsort war zweitrangig, stellte sich allerdings schließlich als ein schwieriges Unterfangen heraus: In Wallkill, anfänglich als Konzertbühne gedacht, man war sich mit einem Farmer zur Verpachtung einiger Hektar überein gekommen, setzten aufgebrachte Bauern kurzerhand eine neue „Satzung zur Regelung der Versammlung an öffentlichen Orten“ durch, in welcher Versammlungen von mehr als 5000 Leuten überhaupt nicht mehr möglich waren. Das Projekt Wallkill war gestorben und etliche Tausend Dollar in den Sand gesetzt. Die Schilderungen beschreiben eindringlich den Zeitgeist jener Epoche, welcher zwischen dem beschworenen Wassermann- Zeitalter der jungen Generation und eine aufgebrachte Mehrheit von Hinterwäldler pendelte, Amerika eben. „Die Nachrichtenagenturen verbreiteten diesen Schlag gegen unsere potentiellen Unternehmensgewinne, und mit einem Mal verwandelte sich das New Yorker Büro von einem florierenden in einen stagnierenden Betrieb. Unsere Vorverkaufsstellen verkündeten, sie würden bis auf Weiteres keine Karten verkaufen – bis wir ein taugliches Festivalgelände aufgetrieben hätten“ (Seite 117). So reihen sich Pleiten, Pech und Pannen aneinander und als endlich das Ersatzgelände in White Lake gefunden wurde, war es der als PR- Gag gedachte Auftritt eines Eartlite Theatre, der für Aufregung sorgte: Die Amateurtruppe von Hippies führt vor den versammelten Farmern eine Orgie vor und entkleidete sich auf der Bühne und beschimpften die Zuschauer als „lahme Landeier“. Der Schaden konnte schließlich von einem es mit Woodstock Ventures wohlmeinenden Geistlichen ausgebügelt werden. Jetzt mußte es endlich darum gehen, sich um Baugenehmigungen zu kümmern, Versicherungen abzuschließen, eine Infrastruktur für das Gelände aufzubauen und es einzäunen, mit Banker und Anwälten zu verhandeln, nicht zuletzt Imbissbuden und mobile WCs zur Versorgung von 50 000 Menschen einzurichten, von denen man inzwischen ausging. Als Geniestreich erwies sich alsbald der Vorschlag eines Mitarbeiters, die Hog Farm Kommune als Sanitäter mit Schwerpunkt schlechte Drogen zu engagieren. Sie wurden umgehend mit einem Flugzeug aus New Mexico, wo sie eine kollektive Farm betrieben, eingeflogen. Dann sollte es Schlag auf Schlag gehen, Tage vor dem Beginn waren schon 50 000 Menschen auf dem Festivalgelände, welches immer noch nicht mit den geplanten Eingangsdrehkreuze ausgestattet war. Da die Veranstalter inzwischen einen lukrativen Vertrag mit Warner für die Schallplatten- und Filmrechte an Land gezogen hatten, beschloß man auf die Eintrittsgelder ganz zu verzichten, die Verkehrsinfrastruktur zum Festivalgelände war ohnehin zusammengebrochen. Am 15. August waren schließlich geschätzte über 100 000 Menschen vor Ort, noch einmal so viele waren im Stau hängengeblieben. Richie Havens stürmte auf die Bühne: „Freedom“! Am Abend fasste sich ein einheimischer Farmer ein Herz und begrüßte die Anwesenden mit einfachen Worten auf der Bühne. Die Menge jubelte. Und auch Sly and the Family Stone ließen sich nicht lumpen: „I wanna take you higher“. Am zweiten Tag waren The Canned Heat, Creedence Clearwater Revival, The Grateful Dead, Janis Joplin, The Jefferson Airplane, The Who und viele andere an der Reihe. Es gab Probleme mit dem Strom, schlechten Trips und mit dem Wetter, aber das ist Geschichte. Ebenfalls der Sonntag mit Jimmy Hendrix und seiner Version der amerikanischen Nationalhymne: The Star Spangled Banner. Die Woodstock- Generation war geboren. Nun begann aber noch eine Episode der Staatsanwälte, Anwälte und Zivilklagen. Von dem geplanten Aufnahmestudio in Woodstock ist jedenfalls keine Rede mehr.
Ob dieses Buch nun wirklich notwendig war mag dahingestellt sein, es ist jedenfalls gut geschrieben, informativ und als Beitrag einer Oral History unverzichtbar. Für die Fans ohnehin.
RezensentIn: Adi Quarti
Erschienen bei orange press 2009, 20,00 Euro. Sie können dieses Buch bei Amazon bestellen.
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