Eckhard Hein/ Arne Heise/ Achim Truger (Hg.):
Löhne, Beschäftigung, Verteilung und Wachstum
Makroökonomische Analysen
Die Herausgeber legen eine bestechende Aufsatzsammlung zu den fatalen Auswirkungen von Lohnzurückhaltung und Lohnverzicht auf die Verteilung von Einkommen und Vermögen vor
Einkommens- und Verteilungsfragen werden in der deutschen wirtschaftspolitischen Debatte einseitig diskutiert: Lohnverzicht oder Lohnzurückhaltung solle geübt, ein Niedriglohnsektor müsse geschaffen werden, um wieder höhere Beschäftigung zu erreichen. Einen Kontrapunkt zu dieser Auffassung setzt der gerade erschienene Sammelband „Löhne, Beschäftigung, Verteilung und Wachstum“. Neben theoretischen Beiträgen, die ein gewisses ökonomisches Fachwissen voraussetzen, enthält das Buch auch Texte, die allgemein verständlich sind und wichtige Argumente gegen eine weitere Ungleichverteilung liefern. So behandelt Irene Becker (Uni Frankfurt) in ihrem Aufsatz die Entwicklungstendenzen der Einkommensverteilung auf Personen bzw. Personengruppen seit Anfang der 1970er Jahre. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass ein mäßiger, aber eindeutiger Trend zunehmender Ungleichheit zu beobachten ist.
Für die Debatten um die Schaffung eines Niedriglohnsektors und um einen gesetzlichen Mindestlohn liefert der Aufsatz von Thorsten Schulten (WSI Düsseldorf) interessante Fakten. Schulten zeigt, dass ein Niedriglohnsektor in Deutschland längst besteht und dieser sich seit Mitte der 1990er Jahre stark ausbreitet. Vor diesem Hintergrund beschäftigt sich Schulten mit der Frage, ob angesichts von Erfahrungen in anderen Ländern die Einführung eines Mindestlohnes in Deutschland Sinn macht. Der Autor bejaht die Frage, da ein Mindestlohn weder negative Auswirkungen auf Beschäftigung hätte noch die Tarifautonomie beschädigt würde. – Erwähnenswert ist auch der Beitrag von Dierk Hirschel (DGB Bundesvorstand), der anhand von Daten für 20 Länder belegt, dass es keinen einfachen Zusammenhang zwischen Lohnzurückhaltung und Beschäftigung gibt.
Fazit: Wer Argumente oder Zahlenmaterial sucht, um Forderungen nach Lohnverzicht und einer weiteren Spreizung der Einkommensverteilung zu begegnen, wird hier fündig.
RezensentIn: Kai Eicker-Wolf
Erschienen bei Metropolis Verlag 2005, 29,80 Euro.
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